Vorstellungsgespräch Schnecke, Schleimen

Veröffentlicht am Mai 30th, 2016 | von Ben

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Punkten statt schleimen im Vorstellungsgespräch

Jeder kennt die Frage der Fragen vor einem Bewerbungsgespräch: Was ist, wenn die beruflichen Qualifikationen für den Job nicht ausreichen – ist Schleimen im Vorstellungsgespräch die Lösung?

Eine perfekte Antwort gibt es nicht. In diesem Artikel erhalten Sie jedoch einige Tipps, wie Sie sich in dem neuen Unternehmen bestmöglich verkaufen, ohne auf einer Schleimspur auszurutschen und welche Fehler Sie im Bewerbungsgespräch unbedingt vermeiden sollten.

Schnecke

Chris Peeters – pexels.com

Das Faszinierende an Schleimern ist, dass Sie im Job häufig sehr erfolgreich damit sind, anderen Kollegen oder Ihrem Arbeitgeber „Honig ums Maul“ zu schmieren. Nicht selten bekleiden Schleimer hohe Positionen und agieren zum Beispiel als Manager oder sogar Geschäftsführer, denn „an Lob verträgt man bekanntlich ungemessene Mengen“. Auch Freud wusste, dass wir Menschen gegen Lob, auch wenn es nicht ernst gemeint ist und einen bestimmten Zweck verfolgt, machtlos sind.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten und Formen des Schleimens im Job. Dazu gehören (unehrliche) Komplimente, das Lachen über schlechte Witze, dem Chef beizupflichten, Erfüllen von Extrawünschen und vieles mehr. Aus psychologischer Sicht hat das Schleimen im Vorstellungsgespräch den Vorteil, dass der Personaler beziehungsweise der potentielle Arbeitgeber Sie als Bewerber durch Ihre Antworten besser leiden kann, wenn Sie ihm ähnlich sind. Genau dies erreichen Sie dadurch, dass Sie Gemeinsamkeiten betonen und so eine persönliche Bindung herstellen.

Ergebnisse einer Studie

In einer Studie von den Wirtschaftswissenschaftlern Chad Higgins und Timothy Judge wurde anhand von zwei Studenten-Gruppen erforscht, welcher Typ Bewerber im Vorstellungsgespräch gut ankommt und wem bessere Chancen auf den Job zugesprochen wurden. Eine Gruppe schleimte durchgängig, die andere Gruppe machte Werbung in eigener Sache und bezog sich ausschließlich auf berufliche Themen und die eigene Qualifikation.

Was denken Sie, wem Personaler laut eigener Aussage eine Karriere in dem jeweiligen Unternehmen zutrauen würden?

Es ist eindeutig erkennbar, dass Schleimen im Vorstellungsgespräch von Erfolg gekrönt wird. Personaler bewerteten die schleimenden Bewerber viel besser als die Selbstdarsteller.

Schleimen im Vorstellungsgespräch – die Lösung?

Zauberwürfel

Miguel Á. Padriñán – pexels.com

Für den kurzfristigen Erfolg lässt sich die positive Wirkung des Schleimens nicht leugnen. Allerdings stellt sich die Frage nach der Langfristigkeit. Auf Dauer ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Chef Ihre Strategie entlarven wird und sich manipuliert fühlt. Somit wäre Ihrer Karriere in dem Unternehmen ein Ende gesetzt. Geschieht dies nicht und Sie haben schon zahlreiche Honiggläser sprichwörtlich verbraucht, sollten Sie Ihren Chef infrage stellen. Eine Führungsperson, die sich falsche Komplimente machen und gefallen lässt, ist meist ein unsicherer Mensch, der die falsche Bestätigung für den Job braucht. Ein solcher Chef ist zudem blind für Kritik oder kann gar nicht erst mit ihr umgehen. Fragen Sie sich, ob Sie für so einen weder innovativen noch kompetenten Arbeitgeber tätig werden wollen und ob Ihnen der Honig für Ihre Karriere nicht irgendwann ausgeht.

Besser punkten statt schleimen!

Überlegen Sie sich, wie anstrengend es ist, wenn Sie sich unehrliche Komplimente überlegen müssen oder dem Chef unbedingt gefallen wollen. Mit Ihren Fähigkeiten und Ihrem Wissen können Sie viel besser sowie einfacher punkten! Natürlich sind Komplimente nicht nur negativ zu betrachten, insofern diese ehrlich gemeint sind. Um von anderen nicht als Schleimer empfunden zu werden, sollten Sie nicht zu viele Komplimente machen, auch wenn jedes ernst gemeint ist.

Honiggläser

Hans – pixabay.com

Am besten ist es, ein aufrichtiges Kompliment nur in Anwesenheit der Person zu machen, der das Kompliment gilt. Beachten Sie besonders im Vorstellungsgespräch, dass ein zu dickes Auftragen von Komplimenten den Eindruck erweckt, Sie könnten nur mit einer Schleimspur statt mit Ihrer Bewerbung überzeugen und wollten eventuelle Defizite oder fehlende Qualifikationen „überschleimen“.

Bleiben Sie unbedingt authentisch, aber machen Sie andersherum nicht den Fehler und agieren als Tiefstapler. Denn so rücken Sie sich als Bewerber in ein schlechtes Licht und der Personaler wird eher einen Hochstapler bevorzugen, der sich besser verkaufen kann.

Wie Sie sich richtig vorbereiten

Überlegen Sie sich vor dem Bewerbungsgespräch, welche Themen Sie ansprechen können ohne dass Sie gezielt darauf aus sind, dem Personaler zu gefallen. Überlegen Sie sich Antworten auf die Frage, welche Qualifikationen Sie für die ausgeschriebene Stelle aufweisen und wie Sie diese am besten vor dem Personaler darstellen können. Auch Fragen zum Ende des Bewerbungsgesprächs signalisieren ernsthaftes Interesse Ihrerseits. Schleimen im Vorstellungsgespräch kann zwar einige Lücken, die es möglicherweise in Ihrer Bewerbung gibt, füllen oder gar überdecken, macht Sie aber langfristig auf der Arbeit weder glücklich noch erfolgreich. Wenn Sie Schleimer im Arbeitsalltag kennen, fragen Sie sich, weshalb diese bei Kollegen meist unbeliebte Person mit Komplimenten um sich schmeißt. Finden Sie für das Gespräch das ideale Mittelmaß, um Ihre Chancen auf die Einstellung nach Ihrer erfolgreichen Bewerbung zu erhöhen. So entsteht keine Schleimspur, auf der Sie ausrutschen können.

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