Die Unternehmensphilosophie – Lyrik in der Bewerbung?

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Manche Bewerbungen kommen einfach nicht auf den Punkt. Schon während des Korrekturlesens wird klar, dass irgendetwas fehlt. Ist es der Satzbau, ist es die Struktur oder wird das persönliche Anliegen einfach nicht klar? Die Verfasser raufen sich vor lauter Fragen die Haare, dabei müssen sie sich lediglich die Richtige stellen: Für wen schreibe ich die Bewerbung eigentlich?
Natürlich verfolgt sie einen persönlichen Nutzen, doch die Bewerbung gilt dem umworbenen Arbeitgeber. Wer schon beim ersten Kontakt nur von sich spricht, hat keine gute Chance auf ein Date mit dem Personalverantwortlichen.
Auf Dichtkunst in jeglicher Form darf verzichtet werden. Die Einbringung der Unternehmensphilosophie ist ein Muss in jedem Anschreiben. Sie spricht den Leser an, macht ihn zum Gesamterlebnis Bewerbung und lässt Bewerber Klartext schreiben.
Ein Muss … und weiter?
Die gebündelten Überzeugungen nach denen ein Unternehmen sowohl von innen (Mitarbeiter) als auch nach außen hin (Kundschaft, Gesellschaft) agiert, werden Unternehmensphilosophie genannt. Vereinzelt werden ihr, folgende drei Komponenten zugeordnet:
– Unternehmensleitbild (Führungsphilosophie)
– Menschenbild (Unternehmenskultur)
– Gesellschaftsbild (Beziehung: Unternehmen zu Gesellschaft)
Da sich die Unternehmensphilosophie somit nicht nur auf das Unternehmen auswirkt, sondern ebenso auf die Mitarbeiterschaft sowie die Gesellschaft als Ganzes, ist eine eingehende Beschäftigung des Bewerbers mit dieser von Bedeutung. Gehen die Weltanschauung oder die Personalpolitik nicht mit den Ansichten des Bewerbers konform, ist dies ein Grund ein anderes Unternehmen in Angriff zu nehmen.
Flirten für Bewerber
Arbeitgeber wollen umworben werden. Die Bewerbung ist irgendwie auch nichts anderes als ein fachmännischer Liebesbrief. Selbst ein Foto inklusive der Signatur des Verehrers auf der Rückseite ist enthalten und sie ist speziell adressiert. Einer glücklichen Zusammenkunft steht da nur noch eins im Wege: Desinteresse. Dieses wird verschuldet, indem der Bewerber zu ichbezogen oder zu detailliert, auf seine vergangenen Stationen im Lebenslauf eingeht – und wer liest in einem Liebesbrief schon gerne von selbstloser Eigenliebe und den Ex-Verflossenen.
Die Bewerbung sollte sich stets an einen direkten Ansprechpartner richten. Dieser sollte sich auch angesprochen fühlen und nicht nur angesprochen werden. Der Schlüssel zur korrekten Ansprache lautet: die Unternehmensphilosophie. Folgende Fragen helfen beim Verständnis:
– Weshalb sagt mir das Konzept des Unternehmens zu?
– Wieso passe ich menschlich ins Team?
Die erste Frage beschäftigt sich mit der Unternehmensphilosophie, welche das Unternehmen äußerlich vorgibt und verfolgt. Diese ist im Regelfall leicht erkennbar und wird in den Medien transparent dargestellt, um dem Unternehmen ein Gesicht zu geben. Ein besonderes Engagement für die Nachwuchsförderung oder den Umweltschutz sind nur zwei von vielen möglichen Philosophien. An diesem Punkt muss der Bewerber es schaffen, dem Unternehmen zu verdeutlichen, dass er selbst diese Werte vertritt und auch beruflich hinter ihnen stehen will.
Die zweite Frage setzt sich mit dem internen Geschehen bzw. der Mitarbeiterschaft auseinander. Die Führungsphilosophie und die Unternehmenskultur stehen dabei im Rampenlicht. Eine flache Hierarchie innerhalb der Personalpolitik oder ein gewollt, nicht familiäres Betriebsklima sind beispielhaft. Um eine effiziente Arbeitskraft darzustellen, muss sich der Bewerber in die jeweilige Philosophie eingliedern können. Kann er dies im Anschreiben belegen, steht die Chance auf ein Vorstellungsgespräch gut.
Recherche im Netz zum Unternehmensbild
Die Unternehmenswebsite gilt als top Informationsquelle für Bewerber. Für Bewerber, welche sich über das äußerliche Image des Unternehmens in Kenntnis setzen wollen, ist sie das tatsächlich. Obwohl sie häufig für ihre Oberflächlichkeit kritisiert werden, ist gerade dieser Faktor von Nutzen. Nicht selten strotzen die meisten Unternehmenswebseiten vor Bekenntnissen zu ihrer Philosophie. Diese Informationen sind besonders brauchbar, denn was das Unternehmen über sich selber hören will, darf auch Platz in der Bewerbung finden. Dennoch ist es wichtig, dass Bewerber das richtige Maß an Bestätigung in ihr Anschreiben einfließen lassen.
Wenn es um die Recherche über das Betriebsklima geht, gibt es nichts Besseres als einen guten Informanten. Natürlich geben Unternehmen nur ungern preis, wenn sich die Belegschaft nicht wohlfühlt. Daher ist es für Bewerber empfehlenswert Ex-Arbeitnehmer bzw. aktuelle Angestellte ausfindig zu machen und sie nach ihrem persönlichen Eindruck zu fragen. Diese Möglichkeit bietet sich Bewerbern zum Beispiel auf Karrierenetzwerken, wie Xing, LinkedIn und Viadeo.
Die Unternehmensphilosophie ist sowohl für Bewerber als auch für Arbeitgeber ansprechend. Wird sie richtig in das Bewerbungsschreiben eingebunden, stärkt sie die Bindung zwischen beiden Parteien.
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