Gehaltsreport 2016 – und wie Sie in Ihrer Gehaltsverhandlung geschickt handeln
Gehaltsverhandlung: Das eigene Gehalt stellt oft ein Tabuthema dar- spätestens nach Veröffentlichung des Gehaltsreports 2016 durch das Karriereportal Stepstone stellt sich die Frage, ob das eigene Gehalt angemessen ist oder ob Sie weniger als Ihre gleichqualifizierten Kollegen verdienen. Wie Sie in Gehaltsverhandlungen überzeugen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Skitter Photo – stocksnap.io
Für den Stepstone Gehaltsreport 2016 wurden 50000 Fach- und Führungskräfte befragt. Zu den Topverdienern zählen, wie auch in den Vorjahren, Ärzte, Juristen, Ingenieure sowie IT-Fachkräfte. Der Gehaltsreport sagt einen branchenweiten durchschnittlichen Gehaltsanstieg von 2,9% voraus, auch wenn das Durchschnittsgehalt unter den Fach- und Führungskräften auch in 2015 bei 52000€ brutto jährlich stagniert.
Dabei ist schon die Wahl des Studiengangs sowie die Branche für das spätere Gehalt ausschlaggebend. Während Mediziner, Juristen, Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler mit üppigen Gehältern rechnen können, müssen sich Erziehungswissenschaftler sowie Designer mit einem Durchschnittsgehalt von jährlich 41.004 Euro bzw. 41.702 Euro brutto zufrieden geben und bilden somit das Schlusslicht der Absolventen.
Auch regionale Unterschiede in Deutschland machen sich bemerkbar: Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen führen die Liste mit den höchsten Durchschnittsgehältern an. Als langfristige Trends zeigt sich eine abnehmende Arbeitslosigkeit, die bei Akademikern grundsätzlich sehr gering ausfällt. Lediglich 1,8% der gemeldeten Arbeitslosen sind Akademiker.
Ein weiterer entscheidender Faktor für die Höhe des Gehalts ist die Unternehmensgröße. Das Gehaltsplus bei großen Unternehmen (>1.000 Mitarbeiter) im Vergleich zu kleinen Unternehmen (<500 Mitarbeiter) beträgt im Durchschnitt 16%.
Ob Unternehmensgröße, Berufserfahrung, Studiengang oder Region Schuld an Ihrem Gehalt sind – wenn Sie einige Tipps und Tricks beachten, stehen Ihre Chancen auf eine Gehaltserhöhung trotzdem gut.
Do’s:
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Michal Kulesza – stocksnap.io
Richtig Vorbereiten
Falls Sie planen, Ihren Chef demnächst auf eine Gehaltserhöhung anzusprechen, sollten Sie sich ausführlich vorbereiten. Vereinbaren Sie einen Termin und überlegen Sie sich genau, warum Sie mehr Geld möchten sowie eine für Sie angebrachte Erhöhung.
- Den eigenen Wert kennen
Den eigenen Wert für das Unternehmen zu kennen ist besonders wichtig, wenn der Chef Sie nach den Gründen für Ihren höheren Gehaltswunsch fragt. Bereiten Sie eine Liste mit den Erfolgen Ihrer Karriere (abgeschlossene Projekte, Umsatzsteigerungen, akquirierte Kunden etc.) vor, damit Sie stichhaltige Argumente benennen können.
- Das erste Gebot machen
Egal ob Autokauf oder Gehaltsverhandlung: Wer das erste Gebot abgibt, verschafft eine Verhandlungsgrundlage und bestimmt maßgeblich den Rahmen der Verhandlung.
- Genaue Zahlen nennen
Bei der Frage nach der Gehaltsvorstellung eine Spanne zu nennen ist fatal. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird Ihr Vorgesetzter sich an der unteren Grenze der Spanne orientieren und Ihnen dementsprechend ein niedriges Angebot machen. Darüber hinaus ist es hilfreich, präzise Angebote zu machen und statt glatten Tausendern genaue Zahlen zu nennen. Fordern Sie also lieber 3250€ statt 3000€. Das zeigt, dass Sie sich sehr genau mit dem Thema beschäftigt haben.
- Verlangen Sie zu viel!
Ja, richtig gelesen. Wenn Sie effektiv verhandeln möchten, sollten Sie sich darüber bewusst sein, dass Ihr Chef versuchen wird, Ihr Angebot zu drücken. Setzen Sie deshalb im Zweifelsfall etwas höher an, um letztendlich ein Gegenangebot, das Ihren Vorstellungen entspricht, zu erhalten.
- Gegenargumente entkräften
Überlegen Sie sich im Voraus, welche Gegenargumente Ihr Chef anbringen könnte und wie Sie ihm den Wind aus den Segeln nehmen. Wenn die Gegenangebote Ihres Chefs nicht Ihren Vorstellungen entsprechen, bleiben Sie hartnäckig! Kündigen Sie an, in absehbarer Zeit erneut um eine Gehaltsverhandlung zu bitten.
Dont’s:
- Das erste Angebot des Chefs annehmen
Nur weil der Chef überhaupt auf Ihre Verhandlung eingegangen ist, bedeutet dies nicht, dass Sie das erstbeste Angebot annehmen müssen. Selbst wenn das erste Angebot vielversprechend klingt – es ist sicherlich nicht sein bestes.
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Luisa Llerena – stocksnap.io
Mangelndes Selbstbewusstsein und Konjunktive
„Wenn ich X € mehr verdienen würde, dann könnte ich meine Leistungen gegebenenfalls verbessern.“ Mit solchen Sätzen sinken die Chancen auf Ihre erhoffte Gehaltserhöhung. Zeigen Sie sich stattdessen selbstsicher und entschlossen und erwecken Sie nicht den Eindruck, Sie würden ohne eine Gehaltserhöhung nicht vollen Einsatz für Ihren Job zeigen.
- Vergleiche
Aussagen wie „Woanders kann ich mehr verdienen!“ oder „Der Herr Meier verdient aber mehr!“ bringen Sie nicht an Ihr Ziel. Insbesondere letztere Aussage kann fatale Folgen haben, da viele Arbeitsverträge eine Verschwiegenheitsklausel enthalten, die es Ihnen verbietet, mit Kollegen über Ihr Gehalt zu sprechen. Dies kann im schlimmsten Fall sogar eine Kündigung zur Folge haben. Argumentieren Sie mit Ihren eigenen Leistungen und konfrontieren Sie Ihren Vorgesetzten nicht mit derartigen Vergleichen.
- Sich entschuldigen
Entschuldigungen und Rechtfertigungen für Ihre Forderungen à la „Es ist mir jetzt etwas peinlich, aber…“ sind definitiv fehl am Platz. Sie schaden Ihrer Glaubwürdigkeit sowie Ihrer Authentizität.
- „Ich, Ich, Ich“
Auch wenn es um Ihr Gehalt geht: Vermeiden Sie es, immer nur aus der „Ich-Perspektive“ zu argumentieren und präsentieren Sie Ihre Standpunkt immer mit Bezug auf den Erfolg des Unternehmens. So betonen Sie, dass es auch zum Vorteil des Betriebes ist, Ihnen ein höheres Gehalt zu zahlen und dass Ihnen der Erfolg der Firma am Herzen liegt.
Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Lässt sich Ihr Chef partout nicht auf eine monetäre Gehaltserhöhung ein, fragen Sie nach sonstigen Vergünstigungen oder Sachleistungen, wie beispielsweise Zuschüssen zur Kinderbetreuung, Kantinengutscheinen, betriebliche Gesundheits- sowie Fitnessprogrammen, Weiterbildungen, einem Diensthandy oder einem Dienstwagen.
Sollten Sie mit den Ergebnissen der Verhandlung nicht zufrieden sein und keine Aussicht auf Besserung haben, so bringt ein Arbeitgeberwechsel oft den gewünschten Gehaltsanstieg. So verzeichnen Arbeitnehmer bei ihrem ersten Arbeitgeberwechsel ein Plus von durchschnittlich 11%. Beim zweiten sowie dritten Jobwechsel sind im Durchschnitt 5% mehr drin.
Allgemein gilt: Bleiben Sie immer höflich, sachlich und beachten Sie Grundregeln der Kommunikation. So rücken Sie einem höheren Gehalt ein beachtliches Stück näher!