Manchmal ist der eigene Chef nicht mehr zu ertragen und verhält sich wie ein Psychopath. Er kommandiert, verteilt nur noch Aufgaben und verbreitet Druck unter der Belegschaft als gäbe es kein Morgen mehr. Kühl, kalkulierend und manipulativ meißelt er einem das Lächeln ins Gesicht – solange er noch im Raum ist. Nicht jeder Chef ist so. Manche scheinen die Arbeitswelt jedoch geradezu als Ventil für ihre sadistische Ader entdeckt zu haben und kosten ihre Führungsposition ohne Schamgefühl aus.
Chefs können eben richtige Psychopathen sein. Wie das genau gemeint ist, warum nicht jeder von ihnen eine Eishockeymaske trägt und woran auch ein Angestellter Charakteristiken erkennen kann, erfährst du im folgenden Text.
Inhaltsverzeichnis
Ein Psychopath ist auch ein Mensch
Spätestens mit der Verfilmung von Thomas Harris Roman „Das Schweigen der Lämmer“, wurde der Öffentlichkeit klar, dass Psychopathen keine unverkennbaren Gestalten im alltäglichen Leben sein müssen. Im Gegenteil: Der Antagonist Dr. Hannibal Lecter, seines Zeichens anerkannter Psychiater, sorgte für ein Umdenken, da er eloquent war, zu einer gehobenen Schicht der Gesellschaft gehörte und beim Dinner nie die Zähne fletschte. Der Psychopath wandelte sich somit vom Monster zum unscheinbaren und gebildeten Bürger.
Ob auf der Straße, im Kaufhaus oder in Bildungsstätten, auf einmal konnten Psychopathen überall sein. Ihnen wurde keine Verkleidung mehr zu gedichtet, keine Hässlichkeit und kein allgemeines bestialisches Verhalten, denn eines war nun klar: Psychopathen sind auch nur Menschen.
Laut dem derzeitigen Forschungsstand wird selbst an einer psychischen Störung* als Grund für ihre Verhaltensweisen gezweifelt. Ein biologischer Zusammenhang kommt vermehrt in Betracht.
*Psychische Störungen gibt es in vielen Variationen. In diesem Beitrag wird in erster Linie das Fehlverhalten am Arbeitsplatz bzw. auf der zwischenmenschlichen Ebene verdeutlicht. Mordlüsterne Arbeitgeber sind also dieses Mal ausgeschlossen ;-).
Aufstieg in der Arbeitswelt
Manche Psychopathen sind die perfekten Karrieremenschen. Das Bilden von sozialen Netzwerken liegt ihnen im Blut und der Wille zu lenken treibt sie an. Im Gegensatz zum Normalo sind sie jedoch weniger an der genauen Anzahl ihrer Freunde auf Facebook interessiert, noch an einem engen Freundeskreis. Hier geht es nicht um die Solidarität, sondern den Nutzen einer Freundschaft.
Psychopathen verspüren kein Interesse an engen Bindungen. Sie suchen den Kontakt zu ihren Arbeitskollegen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, sie auf ihre Seite zu ziehen, sie auszunutzen und letztendlich auf der Karriereleiter zu übergehen. Sie verspüren dabei weder ein Schuldgefühl noch Mitleid und erfreuen sich an ihrer Überlegenheit.
„Wenn du einen Freund willst, kauf dir einen Hund. Ich hab‘ gleich zwei davon.“ Al Dunlap, Nummer 9 der schlechtesten Chefs aller Zeiten, Ranking des Time Magazine.
Charmant, manipulativ und rücksichtslos bahnen sie sich ihren Weg an die Spitze. Ohne ein schlechtes Gewissen haben es eben schon viele ganz nach oben geschafft. Ein Beispiel dafür ist der zitierte US-amerikanische Ex-Chef Al „die Kettensäge“ Dunlap, der nach seiner Übernahme, die Hälfte der Belegschaft feuerte und ebenso nicht vor den eigenen Managern haltmachte, ohne damit eine positive wirtschaftliche Auswirkung zu erzielen.
Erkenntnis & Umgang
Hast du einen Psychopathen als Chef? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht so gering – und das sogar in Deutschland. Der Hirnforscher Nils Birbaumer bestätigte, dass in Deutschland knapp eine halbe Million Menschen unter das Profil eines Psychopathen fallen. Die Chance schon einmal einem Psychopathen im Alltag begegnet sein, liegt bei 100 % und die meisten von ihnen sind in der Wirtschaft vertreten.
Die einfachste Methode, einen Psychopathen als Durchschnittstyp zu erkennen, ist ihn auf private oder schlichtweg zwischenmenschliche Beziehungen, wie zu seiner Familie, anzusprechen. Da Psychopathen Schwierigkeiten haben, diese einzugehen, untermalen sie ihre vermeintlichen Antworten mit ausschweifenden Gesten, um keinen falschen Anschein zu erwecken …
… und sollten Sie einen Chef, wie Al Dunlap haben, dann hilft wohl nur noch ein Jobwechsel!
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*In diesem Artikel verwenden wir aus Gründen der Lesbarkeit und Textfluss die männliche Form von personenbezogenen Hauptwörtern. Dies soll jedoch keineswegs eine Benachteiligung der anderen Geschlechter implizieren. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung. Danke für dein Verständnis.